Filmblog

„Der schaurigste Film des Jahres“ Rezension: Longlegs

Hallo allerseits!

Ich bin wieder zurück und diese Woche geht es um die Rezension von „Longlegs“. Dieser Film hat einen kleinen Hype ausgelöst, noch bevor er überhaupt in die Kinos kam und wird von einigen Leuten als „unheimlichster Film des Jahres“ beschrieben.

Ist er das wirklich? Nun, schauen wir mal.

Allgemeine Informationen

  • Originaltitel: Longlegs
  • Kinostart (Deutschland): 08.08.2024
  • FSK 12
  • Darsteller: Maika Monroe, Nicolas Cage, Alicia Witt, Blair Underwood, Kiernan Shipka, u.a.
  • Regie: Oz Perkins
  • Drehbuch: Oz Perkins

Inhalt

Der frischgebackenen FBI-Agentin Lee Harker wird ein neuer Fall zugeteilt. Sie soll herausfinden, wer der Serienkiller ist, der sich „Longlegs“ nennt. Doch je mehr sie sich mit dem Fall beschäftigt, umso stärker wird ihr klar, dass es eine persönliche Verbindung zwischen ihr und dem Killer gibt.

Meine Meinung

Was ein Mensch etwas als unheimlich betrachtet, das ist meistens eine sehr subjektive Sache. Daher würde ich es vermeiden, gerade bei Horror, großflächig etwas als „unheimlichster“ Film, Serie oder Buch zu vermarkten. Am Ende führt so etwas meist zu Streitigkeiten und zu viel zu hohen Erwartungshaltungen unter Genrefans und das eigentliche Werk tritt damit in den Hintergrund.

„Longlegs“ erinnerte mich sehr an die Crime-Horror-Filme der 90er- und frühen 2000er-Jahre. Es wunderte mich nicht, dass man „Longlegs“ und „Das Schweigen Der Lämmer“ miteinander verglich, denn ja, der Film hatte hier und da eine gewisse Ähnlichkeit, nicht nur, weil der Film selbst in den 90er-Jahren spielte und eine junge FBI-Agentin als Hauptcharakter aufwies.

Generell habe ich meine Probleme mit Crime-Horror, ich finde die Filme oft ein wenig langatmig, doch meistens kommt das daher, da viele Crime-Horror-Filme für mich eine deutlich zu lange Laufzeit haben. „Longlegs“ hatte meiner Meinung nach eine gute Laufzeit, da der Film nur 102min lang war. Die Geschichte wurde daher nicht unnötig in die Länge gezogen, sondern wurde zum Schluss hin für meine Verhältnisse sogar ein wenig zu schnell beendet. Ich mochte vor allem die Kameraführung von Andres Arochi und die generelle visuelle Aufmachung des Films (was interessant war, denn normalerweise fällt mir so etwas nicht auf, ich bin immer eher auf den Plot konzentriert), gerade die Anfangsszene ließ mich wirklich glauben, dass ich einen 70er Jahre Film sah, und als dann das Bild langsam breiter wurde, war das eine nette visuelle Art zu zeigen, dass man nun in die „Zukunft“ reist.

Auch auf Nicolas Cage kann man sich wie immer verlassen. Der Mann spielt Longlegs meiner Meinung nach sehr überzeugend. Vor allem habe ich mich auch auf Alicia Witt gefreut, denn ich habe sie schon länger nicht mehr in einem Horrorfilm gesehen und kann „Düstere Legenden“ nur empfehlen (obwohl ich bei diesem Film die Szene mit dem Hund regelmäßig überspringe). Auch Maika Monroe als Lee Harker gefiel mir. Sie schaffte es sehr gut, die doch problematische Vergangenheit und die damit verbundenen psychischen Konsequenzen in die Rolle einzubinden. Und wenn man den Twist am Ende dazubezieht, sieht man die großartige Entwicklung, die der Charakter während des Filmes hinter sich hat. 

Atmosphärisch ist „Longlegs“ auf jeden Fall klasse gemacht, man wird schon in den Bann des Films gezogen. Dennoch muss ich sagen, ich glaube, dass man als Fan von Crime-Horror deutlich mehr Unterhaltung an dem Film haben wird, als wenn jemand eher auf witzige Horrorkomödien oder Meta-Horror á la „Scream“ steht.

Hat „Longlegs“ mir Angst angemacht? Nun, ich hatte das Gefühl, dass „Longlegs“ das Angstgefühl hauptsächlich durch Akustik herstellen wollte. Natürlich kann es auch sein, dass der Ton im Kino vielleicht auch falsch eingestellt war, doch gerade in der ersten Hälfte wurde meiner Meinung nach Atmosphäre, und damit auch das Gefühl des Unbehagens, mit Ton hergestellt. Es gibt wenig Musik, der Film ist an sich eher ruhig, die Schreckensmomente stammen oft aus plötzlich aufkommenden, lauten, akustischen Momenten. Auch die Jumpscares waren nicht schlecht, obwohl ich sie nicht unbedingt als typische Jumpscares bezeichnen würde. Generell hat mich der Film als Zuschauer hier und da tatsächlich überrascht.

So oder so, ich würde jedem empfehlen, den Film tatsächlich zuerst im Kino zu sehen. In ruhiger Kinoatmosphäre mit gutem Ton fühlt man sich schon ein wenig unbehaglicher, als wenn man den Film zu Hause sehen würde. Das war jedenfalls mein Gedanke.

Achtung! Ab hier gibt es Spoiler!

Dennoch tue ich mich mit einer Sache schwer. Ich weiß einfach nicht, wie ich es finden soll, dass hinter allem tatsächlich ein übernatürlicher Grund steckt und Longlegs auf Wunsch von Satan zu agieren schien. Auf der einen Seite empfand ich das als guten Twist (ein wenig offensichtlicher war hingegen der Einfluss der Mutterfigur für mich), damit hatte man nicht gerechnet. Und dennoch war ich ein wenig enttäuscht, wie gehetzt das Ende wirkte, sodass man überhaupt nicht mehr wirklich in den übernatürlichen Plot eingehen konnte. Außerdem hätte ich mir noch ein bisschen gewünscht, dass man mehr von Longlegs‘ Geschichte sieht. Ich muss nicht unbedingt seine Psyche analysiert bekommen, aber ich hätte schon gerne mehr von ihm gesehen, gerade weil ich ihn als sehr krude, verrückte und unheimliche Person wahrnahm.

Fazit

„Longlegs“ größte Stärke ist meiner Meinung nach die Atmosphäre und ja, der Film schafft es ebenso, dass man sich unwohl fühlt und hier und da auch mal zusammenzuckt. Es ist eine bedrückende Stimmung, die einen beim Schauen einfängt. Dennoch glaube ich nicht, dass ich den Film zuhause genauso gut gefunden hätte wie im Filmtheater, denn das Kino unterstützte meiner Meinung nach die Atmosphäre und den Ton erheblich. Kino bleibt in der Hinsicht für mich weiterhin unersetzlich.

Ich glaube, dass Leute, die Filme wie „Das Schweigen Der Lämmer“, „Sieben“, „Copykill“ oder „Der Knochenjäger“ o.ä. mögen, sicher nicht enttäuscht werden. „Longlegs“ ist nicht „Das Schweigen Der Lämmer“, aber das will er auch gar nicht sein und das ist auch gut so. Ich glaube auch, dass Leute, die wenig Horror schauen auf jeden Fall Angst bekommen könnten.

Und es ist klar, dass Menschen, die viel Horror sehen, natürlich etwas abgehärter sind, weshalb es nun im Internet Diskussionen über den „Angstfaktor“ dieses Filmes gibt. Man muss sich ein eigenes Bild machen. Aber, ich sage auch hier, man muss Crime-Horror mögen oder wenigstens offen dafür sein.

Mit gefiel tatsächlich am besten die visuellen Bilder des Films, die Geschichte um Longlegs hätte man vielleicht noch ein wenig stärker herausheben können. Was ich von dem Twist halte, nun da bin ich mir noch unschlüssig. Vielleicht habe ich beim zweiten Mal Schauen eine finale Meinung darüber. Aber generell ist der Film qualitativ hochwertig gemacht und meiner Ansicht auch unterhaltsam. Mir hat er gefallen, obschon ich generell immer weniger begeistert von Crime-Horror bin.

Insofern, bis zum nächsten Mal!

Pola

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