Filmblog

Rezension: Nosferatu – Der Untote (2024)

Hallo allerseits!

Das neue Jahr beginnt gruselig, denn meine erste Rezension dieses Jahres betrifft „Nosferatu – Der Untote“. Damit meine ich nicht den Originalfilm „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ von 1922, sondern das zweite Remake aus dem Jahr 2024.  Übrigens, das ist der zweite „Nosferatu“ Film mit Willem Dafoe, nach „Shadow of the Vampire“ aus dem Jahr 2000, bei dem er damals die Rolle des Graf Orlok/Max Schreck übernahm. Und wenn das nicht schon genug ist, spielt auch Nicholas Hoult zum zweiten Mal nach „Renfield“ in einem Draculaesquen Film mit, während die Hauptdarstellerin Lily-Rose Depp in ihren Träumen von einem Monster verfolgt wird, wie einst ihr Vater in „Nightmare on Elm Street“, derweil Bill Skarsgard erneut zum Monster wird, vor dem alle Angst haben.

Allein diese Fakten waren für mich schon Grund genug, mich wenigstens ansatzweise für das Remake zu interessieren.

Allgemeine Informationen

      • Originaltitel: Nosferatu
      • Jahr: 2024
      • Genre: Horror
      • Regie: Robert Eggers
      • Drehbuch: Robert Eggers
      • Darsteller: Bill Skarsgard, Lily-Rose Depp, Nicholas Hoult, Willem Dafoe, Emma Corrin, Aaron Taylor-Johnson, u.a.
      • Dt. Filmstart: 02. Januar 2025
      • Basierend auf: „Nosferatu- Eine Symphonie des Grauens“

    Meine Meinung

    Den Murnau Film „Nosferatu“ oder jedenfalls Max Schrecks Darstellung des Vampirs, kennt wahrscheinlich jeder irgendwie auf seine Weise. Ob man nun den Originalfilm, das 70er Jahre Remake oder den fiktiven Making-of-Film aus dem Jahr 2000 sah oder vielleicht tatsächlich erst durch die Spongebob-Episode auf „Nosferatu“ aufmerksam wurde, die meisten Leute haben einmal davon gehört oder wenigstens ein Szenenbild gesehen. Dabei war „Nosferatu“ selbst eine Art eigene Darstellung, aufbauend auf dem berühmten „Dracula“-Roman von Bram Stoker, bei dem es damals sogar zu einem Urheberrechtsstreit zwischen Stokers Witwe und den Verantwortlichen kam. Die Geschichte um den Originalfilm ist sehr interessant und es lohnt sich sicherlich mal einen genaueren Blick darauf zu werfen. Schließlich hat die Geschichte zu unzähligen Filmhommagen rund um die Welt geführt und das Horrorgenre und vor allem den deutschen Film nachhaltig bekannt gemacht.

    Der Originalfilm gehört mittlerweile zur Gemeinfreiheit, d.h., das Urheberrecht wurde aufgrund des Alters aufgehoben und man kann den Film frei zugänglich auf vielen Plattformen gratis schauen. Ich habe ihn selbst erst im letzten Jahr zum ersten Mal in voller Länge gesehen und muss sagen, dass er mir von allen drei Varianten wirklich am besten gefällt. Allerdings muss man Stummfilme mögen, das sei vorausgesagt, weshalb mir bewusst ist, dass es für manche nicht so ein tolles Erlebnis sein könnte, wie für andere (übrigens, es gibt viele mittlerweile gemeinfreie Stummfilme wie z.B. auch „Das Cabinet des Dr. Caligari“, welches ich jedem Stummfilmfreund der das Horrorgenre mag wirklich wärmstens empfehlen würde).

    Aber jetzt zum 2024er Film.

    Tatsächlich bin ich dieses Mal ohne große Spoiler in den Film gegangen. Natürlich kannte ich die Geschichte und den Trailer, aber Reaktionen zu dem Film habe ich größtenteils ausgeblendet, einfach, weil ich diesmal ganz ohne Vorwissen ins Kino wollte.

    Generell hat mir der Film gut gefallen, dennoch hätte ich es begrüßt, wenn er etwas kürzer gewesen wäre. Die Lauflänge von 133min war mir einfach deutlich zu lang, auch da einige Szenen meiner Meinung nach lediglich dazu dienten z.B. den Bodycount (also Nosferatus Opferzahl) zu erhöhen, mir aber nicht besonders viel für den Lauf der Geschichte gaben. Es half auch wenig, dass die Kino-Werbeeinblendungen vor dem Film diesmal gefühlt 10min länger als sonst dauerten, sodass man die Filmdauer noch viel deutlicher spürte als es gewöhnlich der Fall ist.

    Gerade zu Beginn hielt sich „Nosferatu“ stark am Original, was ich auch begrüßte. Erst in der zweiten Hälfte, entwickelte sich der Film eher zu einer eigenen Geschichte, die aber durchaus noch aus dem Original schöpfte, aber auch eigene Ideen hineinbrachte. Es ist aus diesem Grund interessant zu sehen, wie viele neue Aspekte aus der Geschichte gewonnen werden konnte, obschon dies natürlich auch zu der langen Laufzeit führte und man mitunter auch voraussehen konnte, welches Schicksal für einige Charaktere vorhergesehen war, vor allem, wenn man die originale Stoker-Vorlage kannte. Dennoch empfand ich keine Langeweile, weil ich nicht erwartet habe, bei einem Remake einen komplett neuen Film zu sehen und mich die neuen Aspekte teilweise sogar etwas mehr interessierten als die alten, gerade weil ich diese ja schon kannte.

    Ich persönlich mochte besonders die visuelle Seite des Films. Damit meine ich sowohl die Kameraaufnahmen als auch die Kulissen. Gerade die Landschaftsaufnahmen, vor allem die Szenen im Wald, waren schön anzusehen und hatten sowohl etwas unheimliches wie märchenhaftes an sich. Aber auch die Kulissen, sowohl die städtischen als auch die Innenbereiche gefielen mir. Außerdem fielen mir sofort die Kostüme ins Auge, was selten der Fall ist, da ich nicht unbedingt Modeaffin bin, aber diesmal habe ich oft gedacht, dass die Kostüme wirklich hübsch und vor allem gut gemacht waren.

    Ebenfalls mochte ich, dass man Ellens Rolle in dieser Variante deutlich ausarbeitete. Ellen Hutter erschien mir sowohl im Originalfilm als auch im 70er Jahre Remake immer viel zu passiv. Das war natürlich auch der Zeit geschuldet, da die Heldenrolle meistens männlich besetzt wurde, während es gerade im Horrorgenre heutzutage oft die Frau ist, die als „Final Girl“ oder „Final Woman“ den Bösen besiegt. Mal eine andere Perspektive zu sehen war demnach eine neue Ausrichtung und brachte Frische in das über 100 Jahre alte Material. Dazu war es toll, dass Ellens Katze Greta hieß. Ich gehe davon aus, dass dies eine Hommage an die originale Ellen-Hutter-Darstellerin Greta Schröder war. Auch waren dieses Mal die Rollen von Ellens und Thomas‘ Freunden, den Hardings, deutlich ausgebauter. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, ob sie im Originalfilm auch verheiratet waren oder wie beide zueinanderstanden, doch in diesem Fall sind die Hardings ein Ehepaar, welches direkt in Ellens Besessenheit mit einbezogen wurden und bei denen es somit auch zu Problemen kommt.

    Doch nun zu Graf Orlok, Nosferatu himself. Mir ist bewusst, dass Max Schrecks Darstellung von Graf Orlok in den letzten 100 Jahren so oft gezeigt und auf verschiedene Arten und Weisen benutzt wurde, dass man mitunter nicht mehr unbedingt Angst bekommen hätte, wenn man einfach einen kahlgeschorenen Orlok mit etwas längeren Zähnen und Fingern gezeigt hätte. Daher empfand ich es gar nicht schlimm, dass man Nosferatu ein etwas anderes Aussehen gab, welches mich ein wenig an Vlad, den Pfähler, also das Ur-Dracula-Vorbild erinnerte. Ähnlich wie bei „Die letzte Fahrt der Demeter“ gefiel mir hier besonders die Tatsache, dass man Orlok nicht als den romantischen Typ hervorhob, sondern als bösartiges, mörderisches Ungeheuer. Man bespielt zwar die Leidenschaft, die oft bei Vampirfilmen oder Serien der letzten Jahre hervorgehoben wird, doch hier wurde sie nicht auf eine Art Bad-Guy mit Redemption-Storyline bespielt, sondern tatsächlich in Form einer bösartigen Besessenheit, die alles um sich herum vernichtet. Nosferatu ist klar und deutlich von Grund auf Böse. Ich sage nicht, dass die Redemption- oder romantisierten Storylines per se schlecht sind, viele von ihnen gefallen mir selbst gut, doch in Bezug auf „Nosferatu“ gefällt es mir außerordentlich, dass man auch wieder zu den Wurzeln der bösartigen Vampire zurückkehrt, da dies eine nette Abwechslung ist und mir dieser Aspekt auch mit am Besten bei „Die letzte Fahrt der Demeter“ gefiel. Trotzdem muss ich auch sagen, dass ich – obwohl ich die Änderung des Orloks – wie oben beschrieben – durchaus begrüßte, ich dennoch eine gewisse Zeit benötigte, mich daran zu gewöhnen, gerade weil ich mit der Vorstellung in den Film kam, dass Orlok Max Schrecks Darstellung ähneln würde.

    Fazit

    Unterm Strich hat mir der Film gefallen. Visuell war er einfach Klasse, die Kostüme waren wunderschön, dazu empfand ich auch die schauspielerische Leitung toll und das Drehbuch war interessant genug, sodass man sich nicht unbedingt langweilte. Trotzdem bin ich der Meinung, dass der Film durchaus hätte 20 min kürzer sein können, um so ein wenig kompakter zu sein, einige Szenen waren meiner Meinung nicht wichtig genug und zogen den Film unnötig in die Länge. Dennoch weiß ich bereits jetzt, dass ich mir den Film auf jeden Fall noch einmal ansehen werde, gerade weil ich die Brutalität Nosferatus als gutes Gegengewicht zu den romantisierten Dracula-Darstellungen empfinde.

    Insofern auf ein gutes Kinojahr 2025!

    Pola

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