Filmblog

„The Blair Witch Project“ vs. „The Blair Witch“ – Ein kurzer Vergleich

Hallo allerseits,


heute bin ich mit einem kurzen Vergleich zweier Filme aus dem „Blair Witch“-Franchise zurück. Aber Achtung: Dieser Artikel ist nicht spoilerfrei! Eine kleine Info noch dazu, um ständige Wiederholungen zu vermeiden und den Artikel flüssiger fürs Lesen zu gestalten, nenne ich die Filme im Rest des Artikels nur noch „Blair Witch“ 1 und 3.

Insgesamt kommt die „Blair Witch“-Filmreihe auf drei Filme und wie man munkelt, so soll das Franchise ebenfalls ein weiteres Reboot dazubekommen. Ich persönlich kannte lange Zeit nur den 2. Film, während ich den 1. immer nur Ausschnittsweise gesehen habe. Vor einiger Zeit hatte ich mir daher alle mal auf DVD gekauft und einmal durchgeschaut. Schnell wird einem da auffallen, dass sich gerade der 1. und 3. Teil sehr ähneln. Ergo passen sie am besten dazu, verglichen zu werden. Warum? Nun, der 1. und 3. Teil sind beide dem Found-Footage Genre zuzuordnen, Der 2. Teil ist ein klassisch gedrehter Horrorfilm und scheint leider auch nicht der beliebteste der Reihe zu sein, was ich persönlich nicht unbedingt verstehe (ich bin ja ein Fan von Filmen aus den frühen 2000ern, das war halt meine Prägezeit). Hier als kleiner Tipp: Es lohnt sich beim 2. Teil auf jeden Fall noch, eine DVD oder Bluray zu kaufen, denn die Extras in dem Film haben es in sich und werten das Filmvergnügen durchaus auf!

Zum Inhalt muss ich, denke ich, nicht viel sagen. In beiden Filmen geht es darum, dass eine kleine Gruppe von Menschen mit Kameras bewaffnet einen Wald erkunden, um dort die Legende der „Blair Witch“ zu studieren. Es dauert nicht lange, dann passieren schon die ersten merkwürdigen Vorkommnisse. Teil 3 ist mehr oder minder eine direkte Fortsetzung, denn einer der Charaktere ist der Bruder einer der Verschollenen aus dem ersten Teil.

Found-Footage, Realismus und der „Blair Witch“ Faktor


Wie bereits erwähnt, sind Teil 1 und 3 sind dem Found-Footage Genre zuzuordnen, d.h. wir werden Zeuge von „gefundenem“ Filmmaterial, was immer seine Vor- und Nachteile aufweist. Es ist Geschmackssache, ob man Filme dieser Art mag. Das Problem dabei ist oft, dass man eben ausschließlich das „gefundene“ Material sieht. Wenn die Kamera nicht draufhält, gibt es keine Aufnahme, was oft dazu führen kann, dass der Spannungsbogen nicht gehalten werden kann oder man viel „gewackel“ bei den Kameraeinstellungen hat und deutlich weniger sieht, als es bei anderen Filmen der Fall ist. Das soll natürlich die „Echtheit“ des Materials unterstützen, kann den Zuschauer aber auch ganz schön nerven.

Bei „Blair Witch“ wurde meiner Meinung nach wirklich gut gearbeitet und ich finde die Filme angenehm zu schauen. Wie bereits geschrieben sehen wir bei Found-Footage nur das, was gefilmt wurde, es gibt keine Rückblenden oder ähnliches – außer es wird vorher angekündigt, dass man verschiedene Aufnahmen an verschiedenen Orten fand. Tatsächlich geisterte Material des ersten Teils damals vor der Premiere bereits im Internet herum und einige Leute sollen es für echt gehalten haben. Später wurde natürlich klar, dass die Aufnahmen nur zu einem Film gehörten. Hier kann man schon besonders gut erkennen, wie realitätsnah der erste Film für die meisten Leute gewesen sein muss.

Ich lese bei Kommentaren über das „Blair Witch Project“ oft, dass man nicht glaube, dass Leute es für real hielten. Andere halten dann meistens dagegen, dass sie den Hype damals mitbekommen hätten und diese mittlerweile als „urbane Legende“ anmutende Geschichte um den Film tatsächlich so geschehen sei. Ich war damals zu jung, um den Trend mitzukriegen, daher kann ich nicht aus meiner Erinnerung sprechen.

Aber was denke ich darüber, wenn ich diese Kommentare lese?

Erst einmal, ja, ich glaube schon, dass es Leute gab, die den Film für echt hielten und ich glaube ebenso, dass es Leute gab, die von vornherein gesagt haben, dass es nur ein Film sei. Genau, wie es immer bei solchen Sachen der Fall ist. Gerade in unseren heutigen Zeiten, in denen man ebenfalls Schwierigkeiten hat, Fake News und KI-Bilder von echten Nachrichten zu unterscheiden, so glaube ich schon, dass wir davon ausgehen können, dass auch Ende der 90er Jahre Leute auf die „Blair Witch“- PR-Kampagne reinfallen konnten, denn diese war wirklich gut gemacht. Ich meine, allein die Tatsache, dass man echte Homevideokameras benutzte und der Film auf große blood & gore Momente verzichtete, lässt ja schon daran zweifeln, dass Hollywood so ein Filmemachen überhaupt durchgelassen hätte. Der Film spielt hauptsächlich mit der Atmosphäre, weniger mit Schockelementen und Jump-Scares. In den damaligen Zeiten, in dem Scream und Halloween zu neuem Glanz fanden und der Slasher-Film ein Comeback feierte, war „Blair Witch“ eine gewagte Idee, da man kaum irgendwelche harten Horrorszenen benutzte, dazu gab es auch kein wirkliches Drehbuch, sondern es wurde viel improvisiert. Das ließ tatsächlich eher darauf schließen, dass der Film auf einer echten Komponente aufbaue, weil man sich schon fragt, warum man nicht für mehr Schockelemente gesorgt hat oder warum man nicht das Gefühl vermittelt bekam, dass die Darsteller viel „natürlicher“ herüberkamen, als es sonst der Fall bei Filmen ist, die ein Drehbuch vorweisen. Das Horror-Found-Footage-Genre steckte damals noch in den Kinderschuhen, Vergleiche zu ziehen war fast unmöglich. Dazu kam die Internetpräsenz. Damals war das Internet deutlich anders als heute. Die PR-Maschinerie des Filmes baute darauf auf, Vermisstenanzeigen auf Internetseiten aufzugeben und da die Schauspieler ihre echten Namen trugen, war es tatsächlich einfach, ihre Namen in Telefonbüchern oder im Internet durch Foren zu finden. Man tat alles dafür, dass dieser Film so aussah, als sei alles, was man sieht, so passiert. Laut IMDb wurden die Schauspieler sogar auf der IMDb-Homepage als „Vermisst, vermutlich tot“, gelistet – d.h. selbst auf einer ernstzunehmenden Seite fand man lediglich diese „Fake news“. In dem Sinne erwarte ich sogar ein wenig, dass manche Menschen ihn für real hielten. Wie gesagt, auch heute halten genug Leute Bilder oder News im Internet für echt, obwohl sie auf Lügen aufbauen. Warum sollte es damals anders gewesen sein?

Blair Witch Project vs. Blair Witch – Welche Hexe lässt uns nachts nicht schlafen?


Was ist das Talent des 1. Teils? Richtig, er ist, genau wie oben bereits erwähnt, sehr realitätsnah aufgebaut. Es gibt keinerlei übertriebene Gewalt, keine groß übertriebenen Special-Effects. Man spielt mit dem Ungewissen, mit einer „Kraft“, die von außen kommt, die man nicht sieht. Die Spannung, gepaart mit dem Angstgefühl, wird so langsam aber stetig aufgebaut. Und bis zuletzt wird einem weder gezeigt noch erklärt, was eigentlich genau passiert ist. Eine Tatsache, die einen verwirrt und mit mulmigem Gefühl zurücklässt. Dieser Film ist ganz gewiss darauf aus, eine spannende Atmosphäre aufzubauen, anstatt mit Gewalt zu punkten. Wie bereits gesagt, glaube ich, dass dies v.a. daran liegt, dass man den Film so realitätsnah wie möglich gestalten wollte, um den Zuschauern die Mär der „wahren Begebenheit“ zu verkaufen. Niemand hätte geglaubt, dass der Film echt sei, wenn er zu sehr nach „Hollywood“ aussähe. „Blair Witch“ 1 hat auch seine eher faden Momente, wie ich finde, doch diese sind passend, gerade weil im „echten“ Leben mit Sicherheit auch nicht an jeder Ecke ein Jump-Scare warten würde.

Die Darsteller wurden von den Filmemachern mehr oder weniger im Wald „ausgesetzt“ und filmten ohne eine große Filmcrew im Nacken. Zwar wussten sie, dass sie einen Film drehten, doch hatten sie wenig Kontakt mit Außenstehenden, wussten nicht, welche Geräusche draußen echt waren und welche aus drehtechnischen Gründen eingefügt wurden. Laut IMDb mussten sie sogar eine „mess with your head“ Klausel unterschreiben, ein Beispiel sei hier die nächtliche „Zelt-Szene“, von denen keiner der Schauspieler wusste, dass sie passieren würde. Gerade diese Art des Drehens führt eben auch zu diesen Szenen, die den Film realitätsnah gestalten. Ja, sie werfen einen vielleicht nicht konstant vom Hocker, doch sie führen dazu, dass der Zuschauer zweifelt, ob der Schauspieler hier schauspielert oder tatsächliche Angst empfindet, was uns dann gleichzeitig auch daran zweifeln lässt, ob das wirklich nur „gespielt“ war.


Im 3. Teil hingegen legt man deutlich eine Schüppe drauf. Zwischen dem 1. und 3 Teil liegen ungefähr 17 Jahre. Mittlerweile wird jeder Zuschauer vom Hintergrund der „Blair Witch“ gehört haben. Daher ist es nachvollziehbar, dass die Macher des 3. Teils sich etwas ausdenken mussten, um den Film interessant zu gestalten. Da ich der Meinung bin, dass gerade die Frage, ob das nun echtes oder gefaktes Filmmaterial war, viel zu dem Erfolg des ersten Filmes beigetragen hat, diese Möglichkeit im Jahr 2016 aber nicht mehr bestand, hat man sich vielleicht ganz klar dafür entschieden, den Film brutaler zu gestalten, was dem Film meiner Meinung nach geholfen hat, denn ein weiteres „Blair Witch Project“ wäre sicher nicht beim Zuschauer angekommen.

Wir sehen diesmal deutlich mehr Blut, das übernatürliche Thema wird erheblich gesteigert. Man spielt nicht mehr mit dem Ungewissen und baut die Spannung langsam auf, sondern zeigt recht deutlich, zu was die Blair Witch fähig ist. Zelte werden in die Luft geworfen, wir werden Zeuge ziemlich blutiger und auch teilweise ekliger Szenen. Dazu dürfen wir uns sogar auf den Anblick der Blair Witch freuen und kriegen sogar eine neue Regel mit auf den Weg, nämlich, die Blair Witch nicht anzuschauen, weil darauf der Tod steht. Teil 3 setzt ganz klar das typische Verhalten eines Sequels voraus, was uns schon Randy Meeks in „Scream 2“ erklärte: Es gibt mehr Brutalität und vor allem mehr Opfer. Wie bereits oben erwähnt, ist Found Footage immer eine Geschmackssache. Ich schaue bei weitem nicht genug dieser Filme, um hier eine Profianalyse darüber zu schreiben, habe aber in der letzten Zeit deutlich mehr Gefallen an dem Genre gefunden, nicht zuletzt durch die spanische Filmreihe „Rec“.

So oder so habe ich mich beim Schauen unterhalten gefühlt und mag die Art und Weise beider Filme.

Natürlich ist, was die verschiedenen Kameraqualitäten angeht, mehr im Jahr 2016 drin gewesen. Seien wir ehrlich, heutzutage kann man halt mit weniger Geld mehr Equipment kaufen, weshalb der jüngere Film deutlich klarere Aufnahmen bietet und der Zuschauer dies auch von moderneren Kameras verlangt. Homevideokameras aus den 90ern waren nun mal eben für Homevideos gemacht, während die Kameras heute durchaus auch für einen eigenen kleinen Film taugen könnten. Damals wollte der Film wahrscheinlich aussagen, dass abenteuerlustige, junge Menschen in den Wald gehen und versuchen, einer Legende auf die Spur zu kommen und sich dabei mit den Kameras filmen, mit denen sie sonst Heimaufnahmen machen. Man bleibt realistisch, unterstreicht so auch noch einmal den „wahren Begebenheiten“-Charakter. Denn welcher Student konnte sich eine Hollywood’sche Filmausrüstung leisten? Tatsächlich wurde, laut IMDb sogar, die Bildqualität sogar noch verschlechtert, gerade um einen möglichst authentischen Touch zu erreichen.


Zum Plot der Filme, na ja, hier muss man sagen, dass sich der 3. Teil nicht wirklich vom 1. unterscheidet. Sicher, im ersten Teil möchten, wie bereits oben erwähnt, junge Leute die Legende der Blair Witch untersuchen, während der dritte Teil das Verschwinden von James‘ Schwester Deborah untersucht wurde, die im 1. Teil die Hauptrolle spielte. Nichtsdestotrotz würde ich nicht wirklich sagen, dass der dritte Teil vom Plot her besonders unterschiedlich ist. Während sich der Konflikt im ersten Teil über eine verschwundene Karte dreht, die das ganze Unterfangen erschwert, hat Teil 3 damit zu kämpfen, dass einige aus der Gruppe den anderen bewusst Angst gemacht haben, um die sie von der Existenz der Hexe zu überzeugen, bis besagte Hexe tatsächlich auftaucht.
Trotzdem würde ich nicht sagen, dass mich Teil 3 gelangweilt hat, im Gegenteil. Man hat klar versucht, mit all den neuen Aspekten ein Gegengewicht zu schaffen, da man nun mal den Zauber des ersten Films durch verschiedene Faktoren nicht mehr einfangen kann. Obwohl sich Teil 1 und 3 vom Genre her mehr ähneln, hat mich der 3. Teil hin und wieder mehr an den 2. Teil der Reihe erinnert – gerade durch die gesteigerte Brutalität in einigen Szenen. Und was soll ich sagen, mein liebster Teil der Reihe ist nun mal der 2. Teil, da hängt mein nostalgisches Herz dran.

Fazit


Für mich ist jeder Teil der Filmreihe sehenswert. Ich würde sie auf alle Fälle empfehlen, wenigstens einmal im Leben zu schauen. Dennoch mir ist klar, dass die drei Filme bei allen Übereinstimmungen zur gleichen Zeit aber auch sehr unterschiedlich ausfallen, weshalb die Reihe nicht so konsistent ist, wie z.B. bei „Scream“. Nichtsdestotrotz kann man getrost jeden der Filme schauen, ohne die anderen unbedingt gesehen haben zu müssen. Daher wird wahrscheinlich jeder Zuschauer wenigstens einen Film entlang der Reihe finden, der ihm gefallen könnte. Auch was den Spannungsfaktor angeht.

Ob ich das Reboot oder Remake brauche, was gerade in Mache sein soll? Puh, also, ich weiß nicht. Gerade der erste „Blair Witch“- Teil funktionierte meiner Meinung nach so gut, hauptsächlich durch das Marketing um den Film herum. Und natürlich profitierten auch die Folgefilme von diesem Erfolg. Ich gebe ehrlich zu, dass dies auch bei mir ein großer Faktor ist, warum mich „Blair Witch Project“ anzieht. Die PR war einsame Spitze. Das Remake oder Reboot, wird sicherlich eher dem 3. Teil als dem 1. Teil ähneln, gerade weil man wahrscheinlich mehr Gewalt hineinbringen wird, um den Film interessanter zu machen und da frage ich mich natürlich, ob man es dann nicht lieber beim 3. Teil belassen hätte. Trotzdem gebe ich der Idee eine Chance, sehe mir den Trailer an und entscheide dann, ob ich ins Kino gehe. Man sollte schließlich erst über etwas urteilen, wenn man sich auch ein Urteil bilden kann.

Insofern, bis zum nächsten Mal!

Eure Pola


Quelle: Blair Witch Project (1999) – Wissenswertes – IMDb

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