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Yada Yada Yada – Das Seinfeld Finale. Wird es seinem Ruf gerecht?

Hallo allerseits!

Heute bin ich zurück mit einer kleinen Analyse des Seinfeld Finales. Seinfeld ist eine US-Sitcom, die von 1989-1998 lief und in insgesamt 9 Staffeln über 180 Episoden produzierte. Die Serie allein war ein riesiger Erfolg in den USA und laut eines Artikels im Collider, steht das Serienende auf Platz 5. der meist gesehenen TV-Finale in den USA. Es erhielt so viel Aufmerksamkeit, selbst eine Dharma & Greg-Episode (1×22) widmete ihren Plot der Ausstrahlung dieser Episode. Man kann also durchaus behaupten, dass diese letzte Episode in der Gesellschaft schon als wichtig aufgenommen wurde.

Doch wurde das Finale der Serie gerecht?

Sucht man im Internet das Seinfeld-Finale, wird man recht schnell fündig, dass es unter Fans ein heiß diskutiertes Thema ist. Das ist nicht unbedingt ungewöhnlich, so stehen Serien-Finale oft in der Kritik bei Fans. Manchmal gerechtfertigt, andere Male nicht. Aber ist es wirklich wahr? War das Seinfeld Finale so schlecht wie sein Ruf?

Eins zur Info: Spoiler sind hier natürlich nicht zu vermeiden. Also, wer das Finale noch nicht kennt und sich ein eigenes Bild machen möchte, sollte vorab lieber das Finale gesehen haben. Dasselbe gilt für die Finale von Buffy, Friends und Die wilden 70er, die ebenfalls eine Nennung in dem Artikel finden.

Worum geht es überhaupt?

Ich gebe erst einmal einen kurzen Überblick über den Inhalt des Finales.

Nachdem George und Jerry erneut kurz davor stehen, dass NBC ihre Sitcom wiedererweckt, beschließen sie, zusammen mit ihren Freunden Elaine und Kramer eine Reise nach Paris zu unternehmen. Als sie jedoch in einer Kleinstadt zwischenlanden müssen, werden sie Zeuge eines Überfalls. Da sie weder helfen noch besonders viel Mitleid zeigen, landen sie vor Gericht.

Die Clipshow

Beginnen wir für die Beantwortung der Frage, ob das Finale der Serie gerecht wird, mit einem Blick auf die 100ste Seinfeld-Folge. Normalerweise versuchen Sendungen bei ihrer 100sten Folge etwas ganz besonderes auf die Beine zu stellen. Ein Beispiel ist hier z.B. die Serie Friends, in der Phoebe ihre Drillinge zu Welt bringt. Seinfeld ging einen anderen Weg und entschloss sich damals für eine Clipshow. Etwas, was unter TV-Fans meistens nicht unbedingt beliebt ist. Man kann bloß mutmaßen, warum eine so erfolgreiche Serie sich dazu entschloss, lieber ein Best-of der vergangenen Jahre, anstatt eine eigene Superfolge auf die Beine zu stellen.

Es gibt immer Gründe, warum eine Serie Clipshow-Episoden produziert. Womöglich geht es darum, Budget zu sparen, um später eine besondere Folge zu finanzieren (wie z.B. die 100ste Folge oder ein Staffelfinale). Oder möglicherweise gab es Probleme mit dem Terminkalender eines anderen Darstellers, weshalb man zwischen zwei wichtigen Folgen ein Best-of sendet, damit man in der nächsten Woche mit der eigentlichen Geschichte weitermachen kann, dasselbe gilt für ungeplante Krankheitsfälle. Mitte der 90er lag hier natürlich auch der Vorteil, dass man Serien noch nicht allzu häufig wiederholte. Es gab weniger Sender, dazu keinerlei Möglichkeit, die meisten TV-Serien auf VHS zu bekommen. Gut, man konnte sie aufnehmen, doch ein VHS-Player benötigte dafür eine Aufnehmfunktion, die nicht jeder hatte.

Und bei Seinfeld und seiner 100sten Folge? Nun, mir ist nicht ganz klar, warum man sich für ein Best-of entschied. Vielleicht wollte man einfach zeigen, wie viel Spaß die vorherigen 99 Episoden waren, ein bisschen Nostalgie verbreiten.

So oder so, eine Clipshow zur 100. Folge zu bringen, war durchaus gewagt, gerade weil Fans hier oft die Nase rümpfen. Es konnte ja keiner ahnen, dass es bei einer Clipshow nicht bleiben würde.

Warum eine Clipshow, wenn man auch 2 oder 3 oder 4 haben kann?

Generell möchte ich anmerken, dass Seinfeld es, anders als manch andere Serie, die Best-of Folgen tatsächlich selten einsetzte. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es diese bloß in Staffel 6 und Staffel 9. Insofern kann man sich eigentlich nicht unbedingt beschweren.

Dass man kurz vor dem Finale noch einmal eine zwei-folgige Clipshow sendete, konnte man vielleicht sogar erwarten und das ist meiner Meinung auch nicht besonders schlimm. Hier war es ein schöner Fanservice, erneut die besten Momente zu erleben, bevor die Serie zum großen Finale einlädt. Zwar bin ich generell nie ein Best-of Fan (vor allem in unserer heutigen Zeit mit DVD und Streaming, aber wer konnte schon 1998 vorausahnen, wie sich die technischen Möglichkeiten entwickeln), dennoch ist es kurz vor dem Finale für mich der einzige passende Zeitpunkt, eine solche Folge zu zeigen, auch um die emotionale Achterbahn von Fans einzuläuten, bevor man seiner Lieblingsserie Lebewohl sagt. Seien wir fair, es ist schwer, ein Finale zu schreiben, was allen Fans gefällt. Das hat mitunter auch damit zu tun, dass jeder Fan sich im Kopf bereits ein eigenes mögliches Finale ausdenkt und wenn diese Idee dann nicht eintritt, ist man natürlich auch ein wenig enttäuscht. Trotzdem, gerade nach zwei Folgen Clipshow dachte man, dass man nun den Seinfeld-Cast auf einem letzten Abenteuer begleiten könnte … nun, das Finale sah anders aus. Denn für mich gab es einen großen Kritikpunkt.

Eins vorweg, generell möchte ich sagen, dass ich das Finale unterm Strich nicht schlecht fand. Es machte mich nicht wütend, dass die Freundesgruppe am Ende ins Gefängnis geht. Es war ein gewagtes Finale, das muss man den Machern von Seinfeld lassen und diesen Mut möchte ich auch belohnen. Dazu hatte man Seinfeld seit Folge 1 als die Serie beworben, bei der es um überhaupt nichts geht. Dass der Cast also weder etwas dazu gelernt hat, noch sonst irgendwie eine Lehre aus dieser Erfahrung oder den vorangegangenen Ereignissen zog, war dementsprechend nicht schlimm für mich. Natürlich kann man die Gefängnis-Geschichte blöd finden, doch bei einer Sitcom dieser Art fand ich sie passend. Auf jeden Fall war es kein 0815-Ende, es bleibt im Gedächtnis und das ist auch eine wichtige Komponente, wenn es darum geht, eine Serie zu beenden.

Doch kommen wir nun zu meiner Kritik. Von welchem Kritikpunkt spreche ich? Nun, für mich war ein großes Manko, dass das Finale, gerade in der zweiten Hälfte, erneut zu einer Art Best-of degradiert wurde. Man holte eine Menge von alten und beliebten Charakteren als Zeugen zurück, ließ sie vor Gericht über ihre Erfahrungen mit der Gruppe reden, während die Gruppe einfach da saß und überhaupt nicht viel sagte, tat oder besonders hervorgehoben wurde. Versteht mich nicht falsch, ich mag es, alte Charaktere in der letzten Staffel zu sehen. Nur sollte es nicht um einen Gastdarsteller der 4. Staffel in einem Serien-Finale gehen, sondern um den Cast, der uns (in diesem Fall) 9 Jahre lang unterhielt. In einem Finale haben nur Gäste etwas zu suchen, die ebenfalls eine große Wichtigkeit in der Serie vorwiesen. Newman, z.B. hatte für mich mehr Grund da zu sein, als eine Exfreundin von Jerry, die wir seit Jahren nicht gesehen hatten – und da macht es für mich keinen Unterschied, dass diese Episode und deren Charaktere damals Kultfiguren waren. Man sah sie nach ihrer Folge nicht mehr wieder.

Auch hier könnte man als Beispiel Friends ansprechen. Dass man Janice‘ Geschichte in der 10. Staffel ein paar Folgen früher zu Ende brachte, passte. So hatte Janice auch noch mal genug Zeit, sich ein letztes Mal zu entfalten, man gönnte ihr eine eigene Storyline mit Chandler und Monica. Und dass wir Gunther für wenige Minuten im Finale sehen, war ebenfalls nicht schlimm, weil er immer nur eine Art Kommentargeber war und diese Szene mit ihm und Rachel einen guten Abschluss seiner Geschichte bildete.

Dass Angel in der letzten Folge von Buffy auftauchte, war ebenfalls eine schöne Geste. Dennoch nahm er nur wenig Zeit ein. Buffys Storyline mit Angel wurde abgeschlossen, die berühmte „Cookie Dough“ Rede fand hier ihren Platz und danach durfte der Rest des Hauptcastes aufbrechen, die Welt zu retten. Klar hatte man auch Szenen, in denen die neuen Charaktere zu Wort kommen, dennoch gab es einen Haufen guter Szenen zwischen dem Hauptcast und der Fokus lag v.a. in den finalen Szenen auf Buffy.

Die Wilden 70er hatten in ihrer letzten Staffel eine Menge an Neuerungen. Topher Grace und Ashton Kutcher verließen die Serie und kamen erst im Finale zurück. Man gab Randy, dem Neuen, noch einen netten Abschluss, doch dann ließ er den Cast, der 7 Jahre lang zusammen arbeitete, alleine und man konnte einen geeigneten Abschluss feiern. Hier hatten Kutcher und Grace klar eine Berechtigung am Set zu sein und die Story bis zum Ende zu beeinflussen, gerade weil sie die Serie 6 Jahre lang aufbauten und Eric Forman nun mal eben 6 Jahre lang der Leadcharakter gewesen ist. Ebenso hatte Angel die Berechtigung bei Buffy zu sein, da seine Storyline die ersten 3 Jahre erheblich prägte und er auch für mehrere Gastauftritte zurückkehrte. Angel war für Buffy eine wichtige Bezugsperson und es wäre schade gewesen, wenn er nicht aufgetaucht wäre, doch ebenfalls wäre es unpassend gewesen, hätte er die ganze Folge dominiert und damit z.B. Spike die Show gestohlen, der nun mal eben Teil des Hauptcastes war. Allein die Tatsache, dass die „Potentials“ in der letzten Staffel so viel Sendezeit einnahmen, wird immer wieder (meiner Meinung nach teilweise gerechtfertigt) kritisiert, gerade weil dem Hauptcast dadurch Zeit für eigene Geschichten fehlt. Bei Seinfeld hatten Charaktere wie z.B. für Newman oder gar Jerrys oder Georges Eltern jedes Recht, öfters zu sehen zu sein. Diese Charaktere hätten durchaus ein paar mehr lustige Sätze einbringen dürfen, hätten vielleicht sogar Kommentargeber im Laufe der Episode sein können. Aber galt dasselbe auch z.B. für Sidra (Teri Hatcher), die bloß eine Folge lang Jerrys Love Interest spielte? Nein, wohl eher weniger.

Man setzte den Fokus der letzten, so wichtigen Episode nicht etwa auf den Cast, sondern nur auf die früheren Gäste. Sicherlich war es schön, sie wiederzusehen, doch warum holte man sie nicht lieber für die vorangegangenen Episoden hervor und ersetzte die Clipshow dafür? Schließlich hätte man die letzte Folge vielleicht dafür nutzen können, dass die Gruppe ein letztes Mal vor Haftantritt irgendetwas anstellt. Wie gesagt, mein Problem mit der Folge ist nicht die Gefängnis-Sache, sondern die Art und Weise, wie man gefühlt mehrere Folgen lang eine Art Best-of einer Serie ausstrahlte, obwohl es einzig darum ging, der Serie ein geeignetes Ende zu geben.

Und was lernen wir daraus?

Als Fazit kann ich sagen, dass ich die Gefängnis-Geschichte nicht so schlimm finde, wie manch anderer und ich finde es sogar ganz lustig, dass der Co-Schöpfer der Sendung Larry Davis das Seinfeld-Finale im Finale seiner anderen Serie Curb your Enthusiasm ein wenig veralbert. Man mag davon halten, was man möchte, ich fand es mutig und es war definitiv etwas anderes, was man sonst nicht in Serien sieht, die nicht gerade etwas mit Kriminalität zu tun haben. Denn ganz im ernst, andere Serien hätten sicher dafür gesorgt, irgendeine plötzliche Liebesgeschichte zwischen Jerry und Elaine wieder heraus zu kramen und George im Lotto gewinnen zu lassen (ja, damit spiele ich auf ein anderes Serienende einer anderen, sehr beliebten 90er Jahre Sitcom an), doch Seinfeld entschied sich für einen ungewöhnlichen Sonderweg und das sollte man würdigen. Seinfeld war eine Sitcom ohne einen speziellen roten Faden. Während man oft in einer letzten Staffel die roten Fäden zu Ende bringen muss (gerade bei Drama-Serien), hätte man in einer Sitcom wie Seinfeld ein recht offenes Feld zu bedienen. Im Grunde war hier alles möglich. Und die Grundidee des Gerichtprozesses war auf jeden Fall mal was ganz anderes.

Dennoch fand auch ich es schade, dass die Serie sich dafür entschloss, den Fokus auf alte Gastdarsteller und ihre Geschichten zu lenken, anstatt den allseits beliebten Hauptcast in eine Geschichte einzubinden, bei denen die vier alleine im Vordergrund standen. Dabei brauchte ich nicht einmal etwas besonderes, schließlich war es die „Show about nothing“. Ich weiß nicht, wie ich das Finale bewertet hätte, wenn ich es damals im TV gesehen hätte. Jetzt, wo ich die Serie nur als DVD mehr oder weniger gebinged habe, habe ich natürlich einen etwas anderen Blickwinkel darauf, da zwischen den einzelnen Episoden nicht so viel Zeit lag, wie wenn ich sie – wie damals bei Friends – in der Erstaustrahlung geschaut hätte. Ich erinnerte mich schließlich noch ganz gut an alle Gastdarsteller und ihre Geschichten, zwischen ihren Folgen lagen bei mir keine Jahre sondern bloß Wochen, Best-of-Episoden hatten für mich daher nur wenig Sinn. Trotzdem finde ich, dass man deutlich Luft nach oben gehabt hätte, gerade weil meiner Meinung nach ein Finale dem Hauptcast gehört und Nebendarsteller oder Gastdarsteller nur ganz bewusst und auch mit einer eigenen „Mission“ eingesetzt werden sollten, sodass der Fokus nicht vom Hauptcast genommen werden sollte.

Nichtsdestotrotz lohnt es sich, sich einmal mit der Serie Seinfeld auseinanderzusetzen. Die Sendung ist sehr empfehlenswert und hat eine Menge amüsanter Episoden, auch wenn ich ehrlich zugeben muss, dass die Serie erst ab der 3. Staffel richtig zur Geltung kommt. Klar, mittlerweile sind einige Folgen „schlecht“ gealtert, wie man heutzutage so schön sagt. Aber hey, die Episoden wurden nicht für das Jahr 2024 geschrieben, sondern für die Jahre 1989-1998 und das war nun mal der Humor, der damals passend war. Das muss man akzeptieren oder etwas anderes ansehen. Das Finale finde ich unterm Strich in Ordnung, ich habe wirklich schon deutlich Schlimmere gesehen, Seinfeld gehört für mich noch zu den Besseren. Ich habe mich unterhalten gefühlt, fand die Idee Besonders, nur hätte ich mich deutlich mehr Interaktionen unter dem Hauptcast gewünscht.

Also, bis zum nächsten Mal, wir lesen uns!

Eure Pola


Quellen:

Seinfeld Finale

10 Most-Watched TV Series Finales of All Time (collider.com)

Seinfeld – Wikipedia

IMdB

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