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The One where she reviews the finale – Das Serienende von Friends – Wurde es den Charakteren gerecht?

Es wird keinen überraschen, wenn ich sage, dass  Friends zu meinen Lieblingsserien gehört. Schließlich hat die Serie gerade in den letzten Jahren ein phänomenales Cult-Following ausgelöst, weshalb es 2021 sogar zum großen Reunion-Special kam. Dabei ging es weniger um ein Reboot der Originalserie, der Fokus lag eher auf dem Austausch gemeinsamer Erinnerungen. Friends ist mittlerweile nicht mehr nur eine Serie. Es gibt haufenweise Anspielungen auf die Show in der Popkultur, das Merchandise findet man mittlerweile an jeder Ecke. Und auch wenn es noch Leute gibt, die die Serie nie gesehen haben, können sie trotzdem oberflächlich davon erzählen. Das ist ein Zeichen dafür, wie stark die Serie die Menschen beeinflusst hat.

Friends gehört zum Sitcom-Genre und wurde von 1994-2004 in insgesamt 10 Staffeln abgedreht. Laut Wikipedia kam die Serie auf unglaubliche 236 Episoden. Neben der Mutterserie gab es sogar das kurzweilige Spin-off Joey, mit Matt LeBlanc, der darin die allseits beliebte Rolle Joey Tribbiani weiter verkörpert. Diese Serie knüpfte jedoch nicht mehr an den Erfolg der Mutterserie an und wurde nach 2 Staffeln abgesetzt.

Das große Finale wurde in Deutschland im Oktober im Jahr 2005 auf Pro7 ausgestrahlt. In den USA fand die finale Ausstrahlung bei NBC im Mai 2004 statt. Es gibt eine Menge, was man über Friends und seine letzte Staffel sagen kann. Eine akkurate Review würde Bücher füllen. Genau aus diesem Grund möchte ich mich bei meinem Beitrag auf das Serienfinale beschränken. Besser noch, auf die Figurenentwicklung des Finales. Haben alle Charaktere meine Erwartungen erfüllt? Bin ich zufrieden und verlasse sie Sendung mit einem zuversichtlichen Blick in die Zukunft?

Eins vorweg: Ich weiß, die Zeiten haben sich geändert und Serien mit einer gewissen Jahreszahl auf dem Buckel ist nicht mehr wirklich mit den heutigen Standards zu vergleichen.  Das sollte jedem bewusst sein, bei Serien, die über 20 Jahre alt sind – und der Friends Pilot wird dieses Jahr sogar 30. Ich beurteile die Charaktere daher in dieser Rezension nur nach den Charaktervorgaben der Serie während der Originalausstrahlung.

Inhalt

Der Inhalt des Finales ist einfach erklärt. Rachel hat ein Jobangebot aus Paris erhalten und ist drauf und dran, alles und jeden in New York hinter sich zu lassen. Auch ihre Freunde. Und vor allem Ross. Derweil entdeckt dieser zum wiederholten Male seine Gefühle für Rachel und möchte sie aufhalten nach Frankreich zu ziehen. Phoebe, die ohnehin immer der Meinung war, das beide zusammengehören, hilft ihm dabei und gemeinsam versuchen sie, Rachel davon abzuhalten, in den Flieger zu steigen, um ihr neues Leben zu beginnen.
Im selben Atemzug liegt Erica, die Frau, von der Monica und Chandler ein Baby adoptieren wollen, in den Wehen. Am Ende kommt es hier zu einer unerwarteten Wendung, denn Erica bekommt nicht nur ein, sondern gleich ein zweites Baby. Und Joey … nun, der tut sich schwer mit all den Änderungen.

Ein bisschen Trivia

Bevor wir starten, hier noch ein bisschen Trivia:

  • Das Finale und der Pilot sind die einzigen Episoden, bei dem der Titel im englischen Original nicht mit „The One With…“ beginnt. Das Finale heißt: „The Last One.“
  • Das letzte Wort der Serie ist „Where?“. Gesprochen wurde es von Chandler Darsteller Matthew Perry, der die Worte improvisierte. Es ist die Antwort auf Rachels (Jennifer Aniston) Frage, ob die Gruppe noch einen Kaffee trinken gehen möchte. Zu diesem Zeitpunkt war das Set des berühmten Central Perk bereits abgebaut.
  • Das Finale war die Episode mit den meisten Einschaltquoten der Serie in den USA, zusammen mit der Folge „The One Where Everyone Finds Out“. Staffel 5, Episode 14. Im deutschen ist dies die Folge: „Das kollektive Geheimnis“, in der die Beziehung von Monica und Chandler allen Freunden bekannt wird. Nach einem Artikel aus dem Collider aus dem Jahr 2023 liegt das Friends Finale sogar auf Platz 6 der meistgesehenen Serien-Finalen aller Zeiten (in den USA). Auf Platz 1 liegt Mash.
  • Courtney Cox war zum Zeitpunkt des Drehs schwanger mit ihrer Tochter.
  • Regie der Folge übernahm Kevin Bright.
  • Das Drehbuch der Folge schrieben Marta Kauffman und David Crane, die Erfinder der Serie.

Wurde das Ende den Charakteren gerecht?

Ein Finale zu schreiben ist immer schwierig. Man muss alle roten Fäden zusammenführen, die Charaktere mit Würde gehen lassen und den Zuschauer trotzdem unterhalten, obschon jeder weiß, dass es keinen Cliffhanger oder weitere Erklärungen mehr geben wird. Ich finde, dass Friends das eigentlich ganz gut hinbekommen hat. Am Ende blieb kein Auge trocken. Weder bei den Darstellern noch bei den Zuschauern. Daran erkennt man, wie viel Leidenschaft die Schauspieler in die Figuren steckten.
Aber am besten beschreiben und bewerten wir das Finale der Charakter für alle einzeln (oder als Paar).

Fangen wir an mit…

Phoebe:

Eine überaus große Rolle spielt Phoebe im Finale nicht. Sie hatte keine richtig eigene Geschichte, dennoch bekam sie angemessene Screen-Time. Wenige Folgen zuvor heiratete Phoebe ihren Seelenverwandten Mike, der auch im Finale noch ein letztes Mal zu sehen ist. Beide führen eine harmonische Beziehung und Phoebe scheint das Gefühl zu haben, endlich im Leben angekommen zu sein. Für ihren Charakter wurden am Ende keine unnötigen Skandale oder Probleme mehr eingeführt, was ich gut finde, denn das hätte nur zu unnötigem Stress geführt. Stattdessen füllt sie hier die Rolle der besten Freundin aus, dessen Ziel es ist, dass all ihre Freunde glücklich sind.
Meines Erachtens ist Phoebes Charakter in einer sehr guten Art und Weise zu Ende geführt worden. Ein letztes Mal werden wir Zeuge, wie sie in ihrer erfrischend ehrlichen Art versucht, ihre beiden besten Freunde zusammen zu bringen. Schon während der 8. und 9. Staffel, als Ross und Rachel ihre Tochter Emma willkommen heißen, fragt sie Ross mehrmals, warum es zwischen ihm und Rachel nicht funktioniert. Deshalb ist es nur verständlich, dass sie Ross nun erneut drängt, endlich Klarschiff zu machen, bevor Rachel für immer fort ist.
Phoebe brauchte am Ende keine eigene Geschichte mehr, denn ihre Storyline hatte einen schönen Abschluss in Form eines Neuanfangs, als man Zeuge ihrer doch sehr romantisch chaotischen Hochzeit inmitten eines Blizzards wurde. Wir wissen durch vorangegangene Episoden, dass sie insgeheim von einem kleinen Haus in der Vorstadt und einer Familienkutsche träumt, mit dem sie die Kinder zum Sport fährt. Im Klartext, eine Familienstruktur, die sie selbst nie erleben durfte. Und genau deshalb können wir davon ausgehen, dass Phoebes alles dafür tun wird, dass ihre Zukunft wenigstens ihrem Traum ähneln wird.
Ich persönlich mag den Charakter von Phoebe. Sie ist stets brutal ehrlich zu ihren Freunden und zeigt ihnen ihr Verhalten deutlich auf – auch wenn sie oft ein bisschen gemein oder schnippisch rüberkommen kann. Dass sie auch im Finale einen Part übernimmt, der ihre Freunde auf den rechten Weg führen soll, zeigt klar, wie sie in der Gruppe wahrgenommen wird. Als diejenige, die ihnen die unangenehmen Dinge des Lebens aufzeigt. Sie möchte Ross im Finale klarmachen, dass er es bereuen würde, wenn er Rachel nicht wenigstens versucht aufzuhalten. Am Ende hat sie selbst einen großen Schritt in ihrem Leben gewagt und scheint es nicht zu bereuen, nun mit Mike eine eigene Familie gründen zu können.
Phoebes Finale ist ein gutes Ende und es gibt Hoffnung, dass der Charakter in der Serienrealität eine wunderbare Zukunft vor sich hat. Vielleicht eine, die nicht immer einfach ist, aber eine, die sie meistern wird. Denn mal ehrlich, Mike ist der perfekte Mann für sie. Er versteht ihre Verrücktheit, spielt ihr Spiel mit, ist aber auf der gleichen Augenhöhe wie sie und beide zeigen einander ihre Grenzen auf, was bei ihrem Exfreund David z.B. oft nicht der Fall war. Ich war mit Phoebe sehr zufrieden, auch wenn ihre Rolle in dieser Folge nicht übermäßig viel mit einer eigenen Geschichte vertreten war.

Monica und Chandler

Wer hätte am Anfang der Serie einmal geglaubt, dass Monica und Chandler das Vorzeigepaar der Serie wird? Die Macher sicher nicht, denn ursprünglich war diese Paarung nicht geplant. Zum Glück scheinen sie sich am Go with the Flow orientiert und schnell gemerkt zu haben, wie perfekt die beiden zueinander passen. Aber ich möchte nicht wirklich auf ihre ganze Hintergrundgeschichte eingehen, denn darum geht es hier nicht. Lieber spulen wir bis zum Ende vor.
Nachdem Monica und Chandler keine eigenen Kinder bekommen konnten, beschlossen sie eins zu adoptieren. Erica, ein doch eher schlichtes Mädchen suchte sie nach einem chaotischen Zufall als ihre Adoptiveltern aus, was Mondler an ihr Ziel brachte, endlich Eltern sein zu dürfen.
Gerade für Monica, deren Traum es seit frühster Kindheit war, Ehefrau und Mutter zu sein und deshalb sogar ihre Beziehung mit Richard löste, ist das der Hauptgewinn. Es ist schön, dass die Macher Monica diesen Wunsch erfüllt haben. Sie liebt es, Menschen zu bemuttern – und dass am Ende Zwillinge dabei herauskommen, ist die Kirsche auf dem Eisbecher. Jobtechnisch geht es ihr ebenfalls gut, doch seien wir ehrlich, Monica hatte bis auf ein paar Zwischenfälle eigentlich immer eine sehr stabile Karriere und wusste dahingehend was sie erreichen wollte. Hier gab es bei ihr nie Zweifel.
Auch für Chandler, der mit Monica endlich seine eigene eher schwierige Kindheit überwinden konnte, kann endlich zeigen, was in ihm steckt und das er ein Familienmensch ist. Eine Sache, die gerade in der Thanksgiving-Episode der 9. Staffel eine Rolle spielte und bei der wir Zeuge wurden, wie viel Angst Chandler hat, als Vater zu versagen. Chandler leidet unter einer Menge Unsicherheit, doch kann man sagen, dass er stets zu seinen Freunden steht und ein fabelhafter Vater sein wird – ich meine, man muss nur sehen, wie sehr er sich all die Jahre um Joey kümmerte. Neben den Kindern hat er auch endlich einen Job gefunden den er liebt und da das Paar nach dem Serienfinale in die Vorstadt zieht, kann man bei ihrer Familie schon beinahe von einem bilderbuchartigem Ende sprechen. Could he BE more happy?
Sowohl Monica als auch Chandler haben den Jackpot gewonnen. Für ihre Charaktere ist das Ende voller Zuversicht und man merkt als Zuschauer deutlich, wie froh man für die beiden ist. Sie scheinen glücklich und sehen der Zukunft freudig entgegen.
Im Finale haben die beiden neben Ross und Rachel eine der Hauptgeschichten gespielt, und ich muss sagen, der Einsatz hat sich gelohnt. Mir gefiel die Storyline, denn sie beendete eine lange Reise voller Wünsche, die vorher oft zu Herzschmerz führte, positiv. Es ist das, was beide Charaktere sich im Laufe der Serie gewünscht haben.

Ross und Rachel

Ich weiß, ich weiß … Wenn man im Fandom ist ist, dann kriegt man unweigerlich eine Menge Meinungen gerade zur Paarung Ross und Rachel mit – mitunter auch nicht immer positiv. Ross ist keinesfalls der beliebteste Charaktere in der Friends–Welt, dies zeigt sich oft, wenn man hin und wieder die Kommentarsektion besucht. Man kann von Ross halten was man will, aber mich hat er 10 Jahre lang durchweg unterhalten. Und das ist für eine Serienfigur meiner Meinung nach am wichtigsten. Schließlich soll man über Figuren diskutieren (dazu vor allem unterhalten werden) und muss sie nicht als seine besten Freunde sehen.
Um Ross‘ Beliebtheit geht es hier aber nicht. Ich beschäftige mich mit der Frage, ob die Geschichten der Hauptcharaktere zum Ende abgerundet wirkten. Und meiner Meinung nach passierte das bei Ross und Rachel.
Denn unweigerlich haben gerade die beiden die gesamte Serie lang Höhen und Tiefen erlebt, wie kaum andere Charaktere. Die Figuren wurden stets mit großer Sorgfalt behandelt und regelmäßig mit interessanten Themen bespielt. Und genau das spiegelt ihre Endgeschichte wider. Anders als bei Monica und Chandler, die zwar auch Dispute miteinander hatten aber sich doch durch alles durchkämpften, gaben Rachel und Ross oft zu schnell auf. Das führte zwar zu interessanten Storylines, aber auch zu jeder Menge Drama. Man merkte, dass sie nie voneinander loskamen, dennoch schafften sie es selten, über eine längere Zeit zusammenzubleiben, nachdem Ross‘ Eifersucht die Beziehung in der 3. Staffel zum ersten Mal trennte (Stichpunkt: Beziehungspause).
Nichtsdestotrotz scheinen immer mal wieder Stimmen aufzukommen, in denen Leute sagen, Ross hätte Rachel von ihrem Traum aufgehalten, nach Paris zu ziehen. Stimmt das?
Nun, ich sehe es so, in 10 Jahren Friends redete Rachel zwar oft von ihrem Traum, in der Modebranche groß rauszukommen, aber um ehrlich zu sein, hatte sie nie wirklich die größten Ambitionen im Ausland zu arbeiten. Jedenfalls kam dieser Wunsch niemals wirklich deutlich zum Vorschein. Sicher, in einer Sitcom wäre so etwas unmöglich, da der Charakter sonst aus der Serie fiele, allerdings gab es nie Folgen, in denen sie eine Auswanderung thematisierte. Nicht, wie z.B. Onkel Jesse in Full House, der andauernd davon sprach auf Tour zu gehen oder ein weltweit angesehener Musikstar werden zu wollen. Er hat es sogar bis Japan geschafft.

Tatsächlich hegte Rachel im Grunde bis zum Ende Zweifel, ob sie diesen Schritt wagen sollte. Sie freute sich zwar auf einen Neuanfang aber so wirklich habe ich es ihr nicht abgekauft. Von Anfang an war mir eigentlich klar, dass sie nicht fahren wird. Ich finde, Jennifer Aniston spielte die Szenen so, als sei Rachel innerlich zerrissen, ob eine Auswanderung wirklich die richtige Entscheidung sei. Auch, weil eine so große Veränderung natürlich auch Emmas Leben nachträglich beeinflusst. Seien wir ehrlich, Rachel entscheidet als Mutter nicht nur für sich selbst, auch für ihre Tochter Emma, die mit Sicherheit auch gerne ihren Vater regelmäßig sehen möchte. Man kann Ross bei diesem Thema meiner Meinung nach nicht unbedingt puren Egoismus vorwerfen, schließlich ist Emma seine Tochter und beide verdienen es, regelmäßig in Kontakt zu stehen. Einen solchen Wunsch finde ich nachvollziehbar, auch weil Ross sich als Vater engagiert. Nicht umsonst treffen sich auch in der Realität Ex-Paare vor Gericht, wenn es um Wohnfrage der gemeinsamen Kinder geht. Es ist ein reales Problem. Ross hat hier von vornherein gesagt, dass es für ihn okay wäre, wenn Emma den Kontinent wechselt. Was erstaunlich ist, da er mit Sicherheit nicht genug Geld hat, um jedes Wochenende mal eben nach Paris zu fliegen, um sie zu sehen. Klar, Geld spielt bei Sitcoms meist nur eine untergeordnete Rolle, aber ganz außer Acht lassen kann man es nicht. Und man darf ebenso nicht vergessen, dass er damals wegen Ben unbedingt in New York bleiben wollte, als es darum ging, zu Emily nach London zu ziehen. Aber das ist ein anderes Thema – auch weil die Serie da natürlich noch nicht vorbei war und man Ross‘ Charakter brauchte. Ich bin der Meinung, dass Ross dem Umzug nur so schnell zustimmte, damit man 1. zeigte, dass Ross Rachels Traum unterstützt und 2. ein Sorgerechtsstreit in einer Sitcom, vor allem 2 Episoden vor dem Finale, nicht für jeden als passende Storyline gilt.
Genau wie man es in Hollywood erwartet, erkennt Rachel am Ende doch, wie sehr ihr an Ross liegt und dass sie nicht fliegen möchte. Gerade, als Ross alles verloren glaubte, kehrt sie zurück. Und damit schließt sich das Kapitel Ross und Rachel mit einem Happy End.
Okay, vorne weg: Ich finde, ihre eilige Zusammenkunft ist genau das – übereilt. In Staffel 10 gibt es 18 Episoden und nur wenige Folgen zuvor drehte sich noch alles um Rachel/Joey und Ross/Charlie. Sicher, Ross hatte von Anfang an Probleme mit Joey und Rachel. Dennoch habe ich nicht das Gefühl vermittelt bekommen, dass dies von einer heimlichen Liebelei kommt, sondern eher, weil Ross grundsätzlich Probleme damit hatte, dass sein bester Freund seine Exfreundin und die Mutter seiner Tochter datet. Ross‘ Charakter hatte während der 10 Staffeln durchweg Probleme, was Eifersucht – gerade Rachel betreffend – betraf. Ich glaube kaum, dass – wäre eine 11 Staffel erschienen – Ross und Rachel am Ende der 10. Staffel ein Paar geworden wären. Dass Mondler die Zwillinge bekommen oder Phoebe heiratet, das war die logische Schlussfolgerung vorangegangener Geschichten. Der Babywunsch von Monica und Chandler beschäftigte sie seit Ende der 8. Staffel und war ein großer Faktor in Staffel 9 und 10. Auch Phoebes Beziehung zu Mike verfolgte man seit Staffel 9. Klar, das Auf und Ab bei Ross und Rachel kannten wir Zuschauer seit Folge 1. Trotzdem merkte man, dass die Geschichte künstlich beschleunigt wurde und Rachels plötzlicher Enthusiasmus nach Paris zu ziehen, war eher dieser Geschichte zuzusprechen und nicht, weil ihr Charakter 10 Jahre davon sprach, wie toll es wäre nach Paris zu gehen.
Natürlich kann es viele Gründe für die Eile geben. Die Staffel war deutlich kürzer als die vorangegangenen und deshalb mussten erst die Cliffhanger von Staffel 9 aufgearbeitet werden, was bedeutete, das grundsätzlich weniger Zeit übrig blieb, Ross und Rachel eine tolle Entwicklung zu schreiben. Nichtsdestotrotz wirkt das Ende der beiden gehetzt. Natürlich liegt der Vorteil hierbei, dass man durch ihre sehr intensive Vorgeschichte mit der Eile durchkommt. Die beiden wirkten immer gehetzt, was ihre Beziehung angeht. Sie waren auch immer eng miteinander verbunden, nicht zuletzt durch Emma. Es überrascht also nicht, dass sie auch hier einen Zahn zulegen. Auch in Staffel 4 und 5 wo es um Emily und die Hochzeit ging oder in Staffel 6 mit der Annullierung der Vegas Ehe, waren die beiden immer sehr schnell von 0 auf 100 und wieder zurück auf 0.
Dass Ross und Rachel also wieder „plötzlich“ romantische Gefühle entwickeln, ist nicht ungewöhnlich und meist Thema jeder Staffel ab einem gewissen Punkt.
Dennoch wäre es schöner gewesen, hätte man die Geschichte etwas früher angefangen. An sich haben beide ein zufriedenstellendes Ende bekommen, denn sie sind endlich zusammen. Sicher, vielleicht wäre es ebenso interessant und konsequent gewesen, wenn Rachel auch beruflich den Schritt nach vorn gewagt hätte. Aber ich glaube im Jahr 2004, ergo zum Ende der Serie, hätte dieses Ende den Zuschauern nicht wirklich gefallen. Damals wollte man Ross und Rachel um jeden Preis.
Das Finale der beiden Charaktere stimmt mich im Großen und Ganzen aber zufrieden. Ja, eventuell wäre eine etwas andere Ausgangslage wünschenswert gewesen. Vor allem weil es ein wenig so aussieht, als werfe Rachel ihre berufliche Karriere für einen Mann weg, von dem sie sich letztlich regelmäßig wieder trennt.
Aber wie gesagt, für die Erwartung an das 2004er Finale haben sie ein zufriedenes Ende erhalten, das zeigt, dass beiden eine gemeinsame Zukunft offensteht. Und vielleicht kommt Ross ja auch nach Paris mit, falls Rachel doch noch später fährt? Schließlich könnte er ja auch einen englischen Studiengang an der Sorbonne unterrichten.
Auf jeden Fall hat mich ihre Geschichte bis zum Ende mitfiebern lassen. Die Story lieferte eine Menge lustiger Sitcom-Momente, viele traurige Szenen und auch eine gehörige Portion Spannung. Enttäuschung kam beim Sehen nicht für mich auf, weshalb ich es als gelungen betrachte.

Joey

Ach ja, das Sorgenkind.
Es gibt Gründe, warum ich mit Joey bis zu Schluss gewartet habe. Und sie alle haben mit meiner sehr großen Enttäuschung zu tun, die mit seinem Ende einhergeht.
Alles in Allem mag ich das Friends-Finale. Ich habe eine Menge Serien in meinem Leben gesehen und damit auch eine Vielzahl an Finalen. Friends gehörte da für mich zu den besseren Enden. Und doch … Joeys Abschied lässt mich immer mit einem faden Beigeschmack zurück.
Erst einmal: Ja, es gibt ein Spin-Off von Friends. Und in diesem Spin-Off geht es um Joey. Unser lieber Joseph zieht dabei nach L.A. und möchte als ernstgenommener Schauspieler durchstarten. Übersetzt heißt das, er beginnt einen Neuanfang, ist dabei sein Leben zu ändern. Obschon er die gesamte 10. Staffel unter den Veränderungen leidet. Hätte man diese innere Zerrissenheit ins Finale einbinden können? Joeys Frage, ob auch er einen Neuanfang benötigt? Vielleicht erste Gedanken, ob ein Umzug von Vorteil wäre?
Kurze Antwort: JA!
Hat man es getan?
Nein.
Ich weiß nicht, wann das Joey Spin-Off grünes Licht erhalten hat, dennoch muss man zum Zeitpunkt des Finales doch wenigstens mit dem Gedanken gespielt haben, Joeys Geschichte weiterzuspinnen, schließlich beginnt die erste Staffel noch im Jahr 2004. Und egal, ob man sich letztlich für ein Spin-Off entschieden hätte oder nicht, es bräche sich doch keiner einen Zacken ab, hätte man ihm wenigstens eine Zukunftsperspektive in Aussicht gestellt. Schön, dass er wieder ein Huhn und eine Ente pflegen durfte, aber mal ehrlich, was sollte das? Zumal die beiden Tiere damals nicht einfach nur sang- und klanglos von der Bildfläche verschwanden, sondern Joey anscheinend nicht einmal mitbekam, dass die beiden krank waren und starben. Sonst hätte Chandler sie sicher nicht auf die „Farm“ gebracht.
Dabei gab es auch während der 10. Staffel eine Menge Möglichkeiten, Joeys Charakter voranzubringen.
Estelle, seine Agentin, starb nur wenige Folgen vorher. Man hätte das nutzen können, ihn mit einem neuen Agenten erfolgreicher schreiben können. Vielleicht ein Angebot aus L.A.? Hey, warum nicht, schließlich geht’s doch um einen Umzug nach Los Angeles in seinem neuen Spin-Off. Ebenso gut hätte Estelle ihm Geld vererben können.  Vielleicht wäre er damit mal nach Italien gefahren, hätte seine Wurzeln erkundet oder vielleicht sogar eine Pizzeria oder ein Sandwichladen geerbt. Für das Spin-Off hätte man ja sagen können, der Laden sei pleite gegangen, falls dieses Figurenfinale die geplante Joey-Serie irgendwie gefährdet hätte. Oder aber mit dieser oder einer ähnlichen Idee das Spin-Off aufbauen.
Natürlich gab es auch die Möglichkeit, ihm eine Frau an die Seite zu geben, die seine Seelenverwandte hätte sein können. Vielleicht in Form einer neuen Mitbewohnerin, jetzt, wo Rachel nach Paris wollte. Warum sollte er der einzige der „Friends“ bleiben, der nicht in einer Beziehung die Serie beendet, wenn einem schon nichts anderes eingefallen wäre?
Mir fallen gerade eine Menge möglicher Storylines ein, umso trauriger, dass Joeys Figur so in den Hintergrund geriet. Vor allem, weil sie gerade mit ihm ein Spin-Off wollten. Der Charakter hätte demnach interessanter gemacht werden müssen, damit die Zuschauer sagen: Hey, von dem wollen wir mehr sehen, 10 Jahre reichen dafür nicht aus!

Stattdessen bekommt Joey überhaupt nichts, außer ein paar Lacher, die erneut auf seine infantile Art abzielen. Man reduziert seinen Charakter, dabei ist er in der Serie ein angesehener Soap-Schauspieler. Und selbst wenn man hier hineingrätscht, so gab es die Möglichkeit, ihn sich fragen zu lassen, ob er beruflich in die richtige Richtung geht (und damit eine hübsche Brücke nach L.A. bauen können).
Von allen 6 Figuren ist Joey im Finale mit Abstand am wenigsten bespielt worden. Ich finde das traurig, weil es durchaus Chancen gab, ihn einzubinden. Phoebe hilft Ross … und Joey? Er malt ein Plakat. Und das ist nicht einmal schön, sondern er setzt sich am Ende sogar in die Farbe wie ein 6-Jähriger. Inwiefern macht das Spaß auf ein Spin-Off?
Joeys Ende enttäuscht mich jedes Mal. Vor allem, weil es 18 Folgen lang die Möglichkeit gab, ihm einen passenden Abschluss zu offerieren, gerade weil ich fand, dass er eine tolle Entwicklung in der Beziehungsgeschichte mit Rachel machte. Man hätte es bei ihm genau wie bei Phoebe, die vielleicht im Finale keine eigene Geschichte hatte, aber trotzdem vorher zu einem vernünftigen Ende fand, machen können. Leider verpasste man meiner Meinung nach diese Gelegenheit.

Fazit

Wie bereits erwähnt, mag ich das Friends-Finale sehr. Beide Hauptgeschichten sind spannend, emotional und witzig. Ebenso gefallen mir bei 5 von 6 Charakteren ihre Endgeschichten – auch wenn eine Figurenentwicklung schon früher abgeschlossen wurde.
Sicher, es gibt ein paar Fragezeichen bei Ross und Rachel, aber seien wir positiv und sagen, Rachels möglicher Abschied war das Bisschen, was ihre Liebe brauchte, um endlich für immer zu halten. In der Serie „Joey“ erzählt Besagter, dass all seine Freunde geheiratet hätten und eine Familie gründeten. Es wird demnach darauf hingewiesen, dass – jedenfalls während der 2. Staffeln „Joey“ – ein Happy End für beide stattfand.
Lediglich bei Joey wurde ich enttäuscht zurückgelassen, da selbst Gunther ein besseres Ende vorwies, Joey aber nur halbherzig behandelt wurde. Es gab weder auf beruflicher noch auf privater Ebene irgendeinen Lichtblick, nicht einmal einen Abschluss oder eine Idee, was er in Zukunft machen könnte. Dabei hätte eine einzelne kleine Szene, in der er einen wichtigen Anruf bekommt, schon viel ausgemacht. Man brauchte dazu nicht einmal eine richtige Storyline und vor allem benötigt ein Anruf kaum Zeit. In nicht einmal zwei Minuten hätte man einen Anruf mit möglichem Jobangebot in L.A. durchaus abdrehen können (im Finale gab es für ihn ohnehin nicht wirklich was zu tun, da hätte man auch das hineinschreiben können).
Nichtsdestotrotz habe ich bei allen Serienfinalen, die ich in meinem Leben sah, eins gelernt: Man kann nicht alles haben. Gefühlte 90% Zufriedenheit ist nicht schlecht. Qualitativ betrachtet gehört Friends zu den Besten. Und das nicht nur in ihrem Finale, sondern vor allem in ihrer gesamten Sendezeit.

Mit dem Gedanken möchte ich diesen Artikel abschließen.

Bis zum nächsten Mal!

Quellen: Wikipedia, IMDB, Collider, Screen Rant, Fernsehserien.de

10 Most-Watched TV Series Finales of All Time (collider.com), abgerufen am 16.01.2024

„Friends“ The Last One (Fernsehepisode 2004) – IMDb, abgerufen am 16.01.2024

Friends: 10 Things You Never Noticed About The Last Episode (screenrant.com), abgerufen am 16.01.2024

Friends (1994) Staffel 10 Episodenguide – fernsehserien.de, abgerufen am 16.01.2024

Friends – Wikipedia, abgerufen am 16.01.2024

Joey (Fernsehserie) – Wikipedia, abgerufen am 16.01.2024

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