Filmblog

Warum haben es Remakes heutzutage so schwer? Ein Erklärungsversuch

Hallo allerseits!

Diese Woche möchte ich euch einen Artikel zum Thema Remakes vorstellen. Der folgende Artikel basiert einzig auf meiner Meinung und ich würde mich freuen, wenn ihr eure Meinung zu diesem Thema auch kundtun würdet, gerade weil es ein Thema ist, was unter Filmfans immer zu Diskussionen führt.

Mit Remakes meine ich nicht die in den letzten Jahren in den Trend gekommenen Reboots. Der Unterschied ist leicht erklärt. Nehmen wir als Beispiel ein Serien-Reboot: Diese holen die Mutterserie zurück – meistens mit dem alten Cast, dem gleichen Serienuniversum und auch der selben Vergangenheit. Ein gutes Beispiel ist Will & Grace. Die Serie wurde praktisch wiederaufgenommen – zusammen mit den Darstellern der Urserie. Man hatte zwar einige Änderungen an den „Originalgeschichten“ vorgenommen (z.B. gab es Babys im Finale der 8. Staffel, die dann bei der Wiederaufnahme nicht mehr existierten), nichtsdestotrotz wurde das Serienuniversum sonst nicht groß verändert. Wir steigen praktisch da ein, wo wir aufgehört haben. Natürlich sind ein paar Jährchen vergangen, aber das ist ja nicht weiter schlimm.

Remakes hingegen bedeuten, dass die gesamte Geschichte noch einmal komplett neu erzählt wird. Ein Beispiel hier ist z.B. „Die Nacht vor der Hochzeit“ (1940) , welches einige Jahre später ein Remake unter dem Titel „Die oberen Zehntausend“ (1956) bekam. Streng genommen basieren beide Filme auf einem Theaterstück, dennoch kam der Film „Die Nacht vor der Hochzeit“ etwa 16 Jahre zuvor heraus und beide erzählen in etwa die gleiche Geschichte. Dazu ist der erste Film auch die erste filmische Adaption des Theaterstücks – soweit ich weiß.

Es gibt ebenfalls Remakes, die den Originalcast wiederholen – dann aber meistens in Form einer neuen Rolle oder eines Cameo-Auftritts – etwas, was man u.a. in „Ghostbusters – Answer the Call“ (2016) sehen kann. Dazu gibt es Remakes, die länderübergreifend sind und die hauptsächlich deshalb neu aufgelegt wurden, um das hiesige Publikum anzusprechen. Hier ist ein gutes Beispiel „Rec“ (2007), ein spanischer Horrorfilm, der in den USA ein Remake unter dem Titel „Quarantäne“ (2008) bekam.

In Remakes gibt es zwar auch oft ein paar neue Aspekte, die in die Geschichte eingebaut werden, dennoch spielt man die Grundgeschichte des Originals mehr oder minder nach. Es scheiden sich die Geister, wie viel „neues“ ein Remake beinhalten muss. Ist es zu viel, sagen die Fans, dass die Grundgeschichte vielleicht nicht genug respektiert wird. Aber wird zu wenig verändert, wird jeder sagen, dass man das Original nur kopiert und ergo niemand ein Remake braucht. Streng genommen hat ein Remake also von Grund auf einen schweren Stand.

Gerade in den letzten Jahren haben Remakes einen immer schlechteren Ruf erhalten. Die Qualität, heißt es oft, komme nie an den Originalfilm heran. Man kopiere zu viel oder zu wenig. Man wolle nur Geld machen, also sei auf einen sogenannten Cashgrab aus. Positivere Stimmen wiederum meinen, dass Remakes auch Lust machen können, das Original in den Vordergrund zu rücken. Dass man vielleicht so neue Fans erreicht, damit das Original nicht in Vergessenheit gerät oder am Ende sogar mit mehr Erfolg aus dem direkten Vergleich kommt.

Und doch gibt es auch Ausnahmen bei den Regeln. Denn nicht jedes Remake wird per se schlecht angenommen. „A Star Is Born“, z.B., hatte diverse Remakes (Ein Stern geht auf – Wikipedia) und dennoch gewann das letzte Remake mit Lady Gaga und Bradley Cooper einen Oscar – und das vor gar nicht allzu langer Zeit.

Grundsätzlich habe ich das Gefühl, dass es Remakes in Zeiten der golden Ära Hollywoods einfacher hatten. Bzw. Filme, von anno dazumal, die in der heutigen Zeit ein Remake erhalten. Das kann nicht nur damit zu tun haben, dass man talentiertere Schauspieler holt oder mehr Mühe in einen Film steckt. Natürlich gibt es hier und da mal Qualitätsunterschiede, dennoch sind die meisten Remakes, gerade weil natürlich auch eine Fangemeinde angesprochen werden soll, im Regelfall gut besetzt.

Woran kann es also liegen, das Remakes von Filmen aus den goldenen Jahren es scheinbar einfacher hatten, akzeptiert zu werden? Warum gingen 1956 die Fans von „Die Nacht vor der Hochzeit“ nicht auf die Barrikaden (in diesem Fall dann nicht durchs Internet, sondern z.B. in Zeitungen) und beschwerten sich über ein scheinbar unnützes Remake?

Nun, ich kann nicht jedes Remake miteinander vergleichen. Dennoch ist mir eine Idee gekommen, die bei dem Thema zwar nur die Oberfläche ankratzt, aber dennoch ein Grund sein kann, warum es Remakes einfacher haben, dessen Originale bereits länger zurückliegen, bzw. warum selbst ein Remake aus dem Jahr 1956 heute als genauso gut wie das Original aus dem Jahr 1940 gilt.

Reisen wir kurz in die Vergangenheit. Sagen wir … wir befinden uns im frühen 20. Jahrhundert. Vielleicht irgendwann zwischen 1920 und 1950. Es war eine Fernsehlose Zeit. Es gab Radios, Kinos, Bücher und Zeitungen. Aber Fernsehen? Oh nein. Und von VHS, Videos und Blu-rays und Streamingdiensten wollen wir gar nicht erst anfangen.

Wenn ein Film ins Kino kam, hat man ihn entweder gesehen – oder nicht. Man konnte sich nicht darauf verlassen, ob der Film jemals wiederholt werden würde. Natürlich gab es die Möglichkeit, doch musste ein Film dann auch eine gewisse finanzielle Sicherheit bieten, um ihn ein weiteres Mal ins Filmtheater zu bringen. Wenn man also einen Film nicht schauen konnte, bekam man vielleicht nie mehr die Chance darauf. Anders als heute. Heute werden Filme ins Fernsehen, auf Streaming-Plattformen, Blu-rays und DVDs gebracht. Oft kriegen wir einen Film, der erst einige Jahre alt ist, fast gratis nachgeworfen. Wir haben die freie Auswahl, was unsere Filmgewohnheiten betrifft. Natürlich können wir ins Kino. Aber fehlt uns Zeit oder Geld, so ist das nicht schlimm, denn nur wenige Wochen später gibt es bereits die DVD des verpassten Films zu kaufen. Und bei einigen Filmen, wie z.B. bei „Halloween Kills“, der im 2021 erschien, konnte man neben der Kinopremiere den Film bereits gleichzeitig auf einer Streaming-Plattform schauen. Da musste man gar nicht mehr auf sein Home-Media-Vergnügen warten, sondern konnte den Film direkt auf der Couch genießen.

Früher war so etwas schier unmöglich und wahrscheinlich auch unvorstellbar. Deshalb war es auch nicht ungewöhnlich, dass 16 Jahre später ein Film wie „Die oberen Zehntausend“ ein vollkommen neues Kinoerlebnis gewesen sein musste und sich nur noch wenige Menschen konkret und detailliert an „Die Nacht vor der Hochzeit“ erinnerten.

Mit den Jahren veränderte sich die Technik und die Medienwelt jedoch enorm. Das Fernsehen kam auf und damit würde es in den nächsten Jahren die neue Erfindung der TV-Wiederholungen geben. Filme, die die Menschen besonders toll fanden und viele Quoten brachten, würden nun mehrmals im Fernsehen gezeigt. Mit dem Aufkommen von einer Vielzahl an Fernsehsendern bekam man die Möglichkeit, dutzende von Sendungen, Shows und Filme zu jeder Tages-und Nachtzeit unterzubringen. Die Sendezeit betrug irgendwann nicht mehr nur 12h, sondern 24h und das 7 Tage die Woche. Das hieß, man war gezwungen, das zu zeigen, was die Leute sehen wollen. Und manchmal immer und immer wieder („The Big Bang Theory“ oder „Two and a half man“ sind hier gute Beispiele).

Dann kam ab den 80ern die Home-Video-Ära auf. VHS, DVD, Blu-ray … und später das Streaming. Gefiel uns ein Film, kauften wir ihn . Je älter die Home-Medien wurden, umso billiger wurde es, sie zu kaufen. Und wenn sie dann doch mal zu teuer wurden, konnte man damals in die Videotheken gehen oder heute einfach online Filme leihen oder aber sein ohnehin abonniertes Streaming-Profil benutzen, um mal in einen Film reinzuschauen, der ganz interessant klingt.

Wir sehen unsere Lieblingsfilme nicht ein oder zwei, sondern unzählige Male an. Und selbst die Filme, die wir nicht so gut finden, haben wir vielleicht trotzdem schon mehrmals geschaut. Also ist es klar, dass wir – wenn ein Remake erscheint – diese Filme bereits in- und auswendig kennen und sie deshalb viel genauer vergleichen. Und von nostalgischen Kindheitserinnerungen, die Remakes (nach Aussagen einiger Fans) zerstören können und weshalb besagte Fans auch ganz schnell mal ihre Fassung verlieren, will ich gar nicht erst anfangen.

Aber was, wenn wir den Film noch nicht kennen? Nun, wenn ich höre, dass ein Remake gedreht wird und ich das Thema interessant finde, dann schaue ich gerne vorher das Original. Heutzutage findet man das Original schnell irgendwo angeboten, gerade wenn das Remake kurz vor der Veröffentlichung steht, man möchte ja das Interesse voll und ganz finanziell auskosten. Ob TV, Streaming oder DVD? Alles möglich. Und vor allem billig. Manchmal kommt es auch vor, dass man zuerst das Remake schaut und es hinterher mit dem Original vergleicht. Dass Remakes im direkten Vergleich oft schlechter abschneiden ist nachvollziehbar. Entweder, weil das Remake dem Original zu ähnlich ist – oder viel zu verschieden, weshalb die Frage aufkommt, warum man den Namen des Films benutzt, wenn sie sich doch kaum ähneln. Dahinter kann mitunter auch die Cash-Grabbing-Methode stecken. Was Fans von Anfang an abschreckt.

Ich persönlich habe ein ambivalentes Verhältnis zu Remakes. Einige Remakes haben mich tatsächlich zum Originalfilm gebracht – den ich, zugegebenermaßen, dann meistens besser fand. Ich wurde also nur durch ein Remake zum Fan. Bei anderen Filmen neige ich sogar mehr dazu, das Remake zu mögen, gerade weil der Originalfilm mich nicht mehr so von der Geschichte anspricht und ich das Remake besser umgesetzt finde. Und dann gibt es auch noch die Filme, bei denen ich sowohl Remake als auch Originalfilm gleichermaßen mag.

Es gibt gute Remakes, doch viele finde auch ich eher schwierig zu beurteilen. Ich würde nicht sagen, dass sie die Originale zerstören, denn wenn ich sie wirklich nicht mag, schalte ich einfach weg und gucke sie dann nicht mehr. Bis jetzt hat ein Remake auch noch nie mein Nostalgiegefühl beschädigt, denn wie gesagt, ich halte es da frei nach der berühmten Ansage von Peter Lustig und schalte dann einfach ab. Oftmals sind Remakes nicht notwendig. Trotzdem glaube ich, dass Remakes der Filmwelt nicht schaden. Durch sie spricht man wieder von den Originalen. Manchmal sind es längst vergessene Filme, die dann zu Kultfilmen wachsen. Sie geben uns die Möglichkeit, diese Filme wieder wertzuschätzen und schaffen es immer, uns zu wilden Diskussionen zu verführen. Einige Remakes sind sogar besser als die Originale und am Ende viel beliebter unter Fans. Ein gutes Beispiel ist Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“ von 1982. Dieser Film ist unter Horrorfans unfassbar beliebt und einige wissen überhaupt nicht, dass es sich hierbei um ein Remake handelt. Unterm Strich glaube ich, dass Remakes, wenn gut gemacht, tatsächlich super Filme sein können, doch die verschiedenen Cashgrabs, die es nun mal gibt, ihren Ruf ganz schön beschädigt haben.

Vielleicht werde ich zu diesem Thema noch einen 2. Teil in Zukunft veröffentlichen, denn ein paar Ideen, wann Remakes tatsächlich funktionieren, hätte ich noch auf Lager.

Insofern, bis zum nächsten Mal!

Eure Pola

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